Philosophie an der Sophie-Scholl-Gesamtschule

Eine Tür sprang auf, und es klirrte laut. Es hörte sich an wie eine recht große und leere Weinamphore, die auf einem Kopf zerbrach. Ein dürrer [Mann], gekleidet in eine Toga, fiel aufs Kopfsteinpflaster, stand wieder auf und starrte wütend zum Eingang. »Jetzt hört mal, ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass ein endlicher Intellekt nicht durch Vergleiche die absolute Wahrheit erreichen kann, denn die Wahrheit ist von Natur aus unteilbar, was bedeutet, dass sie sich Konzepten wie >mehr< und >weniger< entzieht, woraus folgt, allein die Wahrheit mag als exakter Maßstab für die Wahrheit dienen.« Die Gestalt legte eine kurze Pause ein, vor allem, weil sie Luft holen musste. »Ihr Mistkerle«, fügte sie hinzu.

»Ach?« ertönte es aus dem Gebäude. »Gleichfalls.«

Der Alte ignorierte Brutha, löste mit nicht unbeträchtlicher Mühe einen Stein aus dem Pflaster und hielt ihn in der einen Hand. Dann nahm er Anlauf und stürmte durch die Tür. Ein zorniger Schrei ertönte.

»Ach, Philosophie«, sagte Om.

Brutha spähte vorsichtig durch den Zugang. In dem Raum versuchten zwei Gruppen fast identisch gekleideter Männer, die beiden Streithähne voneinander zu trennen. Solche Szenen wiederholen sich an jedem Tag millionenfach in den Bars und Kneipen des Multiversums: Die beiden Gegner knurrten, schnitten Grimassen und versuchten, sich aus den Griffen der Freunde zu lösen. Allerdings versuchten sie es nicht zu sehr, denn sonst bestand die Gefahr, dass sie Erfolg hatten und womöglich gegen jemanden antreten mussten, der wirklich entschlossen war, ihnen die Nase nach innen zu rammen.

»Ja, genau«, meinte Om.

»Typisch Philosophie.«

»Die Leute kämpfen!«

»Sie tauschen frei und ungezwungen ihre Meinungen aus, ja.«

- Terry Pratchett: „Einfach Göttlich“

Auch wenn wir statt körperlicher Gewalt auf den „zwanglosen Zwang des besseren Arguments“ (Jürgen Habermas) setzen, kann es in der Philosophie schon einmal kontrovers werden.

 

Was Philosophie eigentlich ist?

Nun, selbst mit dieser Frage kann man mehrere Unterrichtsstunden füllen, immerhin ist die Philosophie die einzige Wissenschaft, die ihre eigene Meta-Wissenschaft enthält… da wir aber alleine durch das Ende dieses Satzes mit Sicherheit schon manche Leser:innen verloren haben halten wir es einfach: Philosoph:innen sind „Weisheitsliebende“ (Altgriechisch: philia = freundschaftliche Liebe; sophia = Weisheit), also Menschen, die die Welt verstehen wollen, auf der Jagd nach der Wahrheit sind. Dinge kritisch zu hinterfragen, mit sich selbst und seinen eigenen Meinungen hart ins Gericht zu gehen und „frei und ungezwungen Meinungen auszutauschen“ ist dafür unerlässlich.

Aber ist das nicht verkopftes Zeug für Quatschköpfe?

Sagen wir mal so: Natürlich lesen sich manche philosophischen Texte nicht gerade leicht: Um komplexe Gedanken zu formulieren, braucht es manchmal komplexe Worte. Das heißt aber nicht, dass hier geschwafelt wird. Natürlich ist es geistig anspruchsvoll, sich mit der Welt und sich selbst auseinanderzusetzen. Das heißt aber nicht, dass man davor zurückschrecken sollte, im Gegenteil: Wir alle setzen uns Maßstäbe von „gut“ und „böse“, „wahr“ und „falsch“. Wir alle machen uns ein Bild von der Welt. Und auf dieser Grundlage treffen wir Entscheidungen, führen unser Leben. Mit anderen Worten: Jeder macht irgendwie Philosophie. Da kann man es auch gleich richtig machen!

Du fragst Dich, ob Philosophie etwas für Dich ist?

Stell Dir vor, Du hättest eine Überzeugung. Etwas, das Du für absolut wahr hältst, etwas, an dem Du noch nie gezweifelt hast und das so wichtig für Dich ist, dass Du wichtige Entscheidungen in deinem Leben davon abhängig machst… Hast du es? Gut. Nun stell dir vor, dass du herausfindest, dass diese Überzeugung schlicht und einfach nicht wahr ist. Wie fühlst Du Dich nun? Geht es Dir schlecht, weil dir eine liebgewonnene Sicherheit genommen wurde? Oder fühlst du in dir den Kitzel des Neuen, das aufregende Gefühl der Wahrheit einen Schritt näher gekommen zu sein? Wenn du diesen Funken spürst, dann bist du bei uns richtig, denn er ist, was der Philosophie zugrunde liegt und dafür gesorgt hat, dass aus ihr alle anderen Wissenschaften entstanden sind. Wenn du die möglicherweise unangenehme Erkenntnis den einfachen und bequemen Antworten vorziehst, dann bringst du bereits alles mit, was du brauchst, um gemeinsam mit anderen, die komplett anderer Meinung sein mögen, die Jagd nach der Wahrheit aufzunehmen.

Wahrheit, Weisheit, schön und gut… aber was kommt da konkret auf mich zu?

Einige der vielen Fragen der Philosophie sind beispielsweise(!):

  • Darf man Menschen eigentlich klonen?
  • Oder für den Frieden Kriege führen?
  • Was ist eigentlich Gerechtigkeit?
  • Und gibt es überhaupt eine Wahrheit?
  • Hat das alles hier einen Sinn?

Wenn dich diese und ähnliche Fragen beschäftigen und du gerne da weiterdenkst, wo andere aufhören zu fragen, dann bist du im Philosophieunterricht der SSG genau richtig. Vom 8. Jahrgang bis zum Abitur könnt ihr Philosophie wählen und bei sechs Philosophielehrer:innen (Kathrin Dabrock, Marion Epping, Teja Fricke, Alena Fritzen, Jan Hoffmann und Ines Kieppe) die unterschiedlichsten Philosoph:innen kennenlernen, Gedankenexperimente durchführen, Diskussionsrunden erleben und die verschiedenen Bereiche der Philosophie ergründen.